Ein Gastbeitrag von Natalie Kutz
Vor ein paar Tagen habe ich das für mich ein neues Wort entdeckt,
„die Teilzeitfalle“.
Das Wort hat eine erfolgreiche Unternehmerin im Podcast-Interview „Frau Kann Karriere“ zum Thema Finanzen, über die Lippen gebracht. Es hat sich fest in meinem Kopf gesetzt und hat in mir gleichzeitig Erinnerungen geweckt…
Erinnerungen an meinen Wiedereinstieg in das Berufsleben nach meiner zweiten Elternzeit und einige Jahre danach, die ich in Teilzeit arbeitete. Damals wollte ich, wie die meisten vorbildlichen Mütter, nach meiner Auszeit mit meinem zweiten Kind, meine Rückkehr an den Schreibtisch nur in Teilzeit bestreiten.
Nach der ersten Mamapause gönnte ich mir diese Option nicht und wollte jetzt, wie alle anderen, mich mehr um die Kinder kümmern.
Mit ihnen nachmittags die Spielplätze unsicher machen und sie schließlich auch regelmäßig zum Sport begleiten.
„Mehr Zeit für meine wichtigsten Menschen auf diesem Planeten“, schrieb ich mir auf der Fahne.
Nur mit Teilzeit konnte ich meinen idealen Bild einer Mutter nachkommen.
„Wie soll man das denn sonst anders schaffen?“, hatte ich damals gedacht.
Erziehung, Hobbies der Kinder, Haushalt, Partnerschaft.
Mein damaliger Arbeitgeber hat meiner Idee, weniger zu arbeiten, zugestimmt und die Rückkehr in das Berufsleben und das Arbeiten in Teilzeit haben dann ihren Lauf genommen.
Heute, viele Jahre danach und mittlerweile seit 8 Jahren in Vollzeit, blicke ich mit dem mittlerweile gewonnen Abstand auf die Zeit zurück.
Was lief gut, was nicht?
In der Eingewöhnungsphase, war es eventuell gar nicht so verkehrt, ein wenig kürzer zu treten. Die Situation war nicht nur für das Kind, sondern auch für mich neu.
In diesem Zeitraum konnte ich im Job langsam wieder ankommen. Schauen welche Aufgaben ich jetzt übernehmen durfte, wie die allgemeine Stimmung war.
Fleißig bin ich meiner Tätigkeiten nachgegangen. Ob ich es sich nun gut anfühlte oder nicht, hatte ich damals nicht hinterfragt. Arbeit, Kinder abholen, Spielplatz o.ä. Ich habe halt alles geschafft, irgendwie…
Heute mit Blick zurück, weiß ich, dass ich ständig zwischen zwei Stühlen stand. Dieses Gefühl mich zerreißen zu müssen, sorge langsam aber sicher für Frust.
Ich wollte eine gute Mutter sein, mit allem was dazu gehört: Warmes Essen, Spiele spielen, Bücher lesen.
Ich wollte meinen Job gut machen. Ich wollte nie, dass meine Kollegen für mich einspringen, nur weil ich nach Hause musste, um meine Kinder abzuholen oder weil eines davon mal krank war.
Gleichzeitig wollte ich anspruchsvollere Aufgaben übernehmen, mich beruflich weiterentwickeln, wissend dass ich mich dafür mehr in meinem Job engagieren müsste. Vor allem zeitlich.
Ich wollte mehr Geld verdienen. Dachte aber lange nicht ernsthaft darüber nach, die Stunden zu erhöhen. „Dann schaffe ich es ja nicht mehr, dass mit der guten Mutter, wenn es schwarz auf weiß steht.“ – sprach mal wieder die innere Stimme zu mir.
Aus diesem Grund schob ich Überstunden. Weil es einfach zu viel zu tun gab. Und diese kamen sehr schnell zusammen.
Aber dafür schaffte ich es, mit der „guten Mutter“, trotzdem noch.
Trotz Mehrarbeit war es in den Augen meiner Kollegen und meinen Chefs eine Teilzeitstelle. Genau wie in den Köpfen meiner Familie, Freunden und ja, in meinem eigenen.
Was mich noch mehr prägte.
Und da ich ja offiziell nicht ganz dem Beruf in Vollzeit verfallen war, musste ich im Haushalt und der Erziehung der Kinder, eine Planke halten, die ich mir selbst auferlegt habe.
Ich meisterte das Ganze mit Erfolg, wurde meinen Ansprüchen gerecht – die Frage nur auf wessen Kosten.
Mein Vorteil war, dass ich noch jung und dynamisch war und es auch anders nicht kannte, heute würde ich das anders machen.
Eines Tages fragte ich mich, warum ich nicht endlich die Stunden, die ich schon ohne hin leistete, vertraglich mit meinem Arbeitgeber vereinbare und diese auch bezahlt bekomme.
Dann war dieser innere Kampf da. Wenn es irgendwo niedergeschrieben ist, ist es verpflichtend.
Was ist, wenn ich dann doch früher losmuss, weil meine Kinder mich brauchen.
Ich habe diesen Schritt trotzdem gewagt. Dieses, „meine Kinder brauchen mich“, ist so gut wie nie eingetreten. Und wenn doch, konnte ich das an anderen Tagen gut kompensieren.
Und ein Wunder, es hat sich an meinem, Mutterdasein, nichts verändert. Nach wie vor war ich für meine Kinder da. Was sich verändert hat, waren die Aufgaben im Haushalt und das Nachgehen der Hobbies der Kinder.
Ab dem Moment war ich nicht allein dafür verantwortlich, alle Aufgaben haben wir mit meinem Partner gemeinsam gemeistert.
In meinem Job konnte ich mich ab dem Zeitpunkt in vollen Zügen entfalten.
- Ich bin für meine Kollegen und meinen Arbeitgeber sichtbar.
- Ich weiß immer, wie die Stimmung im Unternehmen ist und wo der Schuh drück.
- Ich stehe finanziell fest auf eigenen Füßen und kann, wenn ich es möchte, mich weiterentwickeln und wachsen.
Ich brauche mir keine Sorgen zu machen, dass meine Zertifikate und Abschlüsse irgendwann auf dem Dachboden verstauben. Und ich habe keine Angst vor den Gedanken, die mal kommen könnten, wenn meine Kinder mal aus dem Haus sind.
Ich habe die Chancen und Aufstiegsmöglichkeiten genutzt und sie nicht an mir vorbeiziehen lassen.
Und ich weiß, dass meine Rentenkasse sich genauso füllt, die von meinem Partner.
Die heutige Gesellschaft und insbesondere die momentane Situation auf der ganzen Welt schafft für die Arbeitnehmer und Arbeitgeber neue Perspektiven.
Das Homeoffice oder das mobile Arbeiten ist das Arbeitsmodell der Zukunft.
Durch das Wegfallen der Arbeitswege können, neue Arbeitszeitmodelle entstehen.
Die eigentliche Arbeitsleistung rückt in den Vordergrund und verdrängt die „Face Time“ im Büro.
Diese Entwicklung stimmt mich positiv.
Mein Fazit:
- Wenn man sich auf die Teilzeit einlässt, soll das eine kurze Phase sein, die von vornerein mit dem Arbeitgeber festgelegt ist. Nach dem Motto, „ Wir schauen erstmal, wie das läuft“, funktioniert es nicht.
- Irgendwie findet man dann nur schwer den richtigen Zeitpunkt für den Wechsel zur Vollzeit.
- Bei der Erziehung der Kinder geht es um Qualität anstatt Quantität. Lieber weniger Zeit dafür aber intensiv.
- Die Kindererziehung und die Arbeit im Haushalt werden nicht entlohnt.
- Die Zeit, die Mühe und der Fleiß, die man bereits in die eigene Ausbildung investiert hat, verpuffen nicht einfach.
Vielmehr kann man die Erfahrung der Vorjahre und die neuerworbenen Erkenntnisse verwenden, um innerhalb des Unternehmens voran zu kommen.
Meine Entscheidung von damals habe ich nie bereut.