Ich habe mich auf meine Arbeit gefreut.
Nach 1 Jahr und 4 Monaten Elternzeit konnte und durfte es wieder losgehen.
Ich habe alle Vorkehrungen getroffen, damit der Widereinstieg für alle Familienmitglieder mit möglichst geringem Stress verbunden war.
Wir haben uns viel Zeit für die Kitaeingewöhnung gelassen. Wir haben uns frühzeitig um eine zuverlässige und liebevolle Tagesmama für die Nachmittage gekümmert, die alle Kinder betreut, bis ich gegen 17 Uhr wieder nach Hause komme. Wir haben die Morgenroutine geübt und uns gemeinsam überlegt, welche Sachen man schon am Vorabend erledigen und vorbereiten könnte. Wir haben kleinere Aufgaben im Haushalt neu verteilt und uns darauf geeinigt, dass sich jede/r Mühe gibt Ordnung zu halten und gleich hinter sich aufzuräumen.
Währen der Elternzeit war ich regelmäßig mit meinen Kollegen in Kontakt und habe mich einige Male in der Firma blicken lassen. Ich wusste was gerade los ist und worauf ich mich einstellen kann…
Mehr kann man nicht machen…
…und dann kam die erste Arbeitswoche. In einem neuen Geschäftsbereich, in einer anderen Position, mit 3 Systemen, die ich in der alten Rolle gar nicht brauchte und mit einer Turboeinarbeitung, da sich der Kollege in der darauffolgenden Woche in seinen wohlverdienten Urlaub verabschieden durfte.
Um das gleich mal auf dem Punkt zu bringen – geschlafen habe ich wenig:)
Nicht weil es mit der neuen Morgenroutine doch nicht so hinhaute, sondern weil sobald ich die Augen schloss, mein Kopf weiterhin im Computersystem herumgeisterte.
(Vielleicht kennt ihr das aus eurer Kindheit? Man hat zu lange Tetris gespielt und geht irgendwann ins Bett – Aber die bunten Bauelemente hören nicht auf zu erscheinen))
Das Gehirn sortierte die neugewonnene Information fein säuberlich in ordentliche Stapeln und legte sie irgendwo in meinem Kopf ab. Die Gehirnzellen arbeiteten mit Nachdruck daran neue Nervenbahnen zu schaffen, damit ich am Folgetag endlich die Sachen verstand, an denen ich am Tag zuvor noch verzweifelte.
Ich will es gar nicht schön reden. Die erste Woche war echt hart. Die zweite übrigens auch))
Nichts mit: „Komm erstmal an“; „Lerne zunächst die Kollegen kennen“; “Wir müssen noch deinen Rechner installieren“; „Für das Onboarding sehen wir in der Regel 6-8 Wochen vor“….Hahaha
Stattdessen hatte ich das Gefühl man hat auf mich gewartet und sich ebenfalls penibel darauf vorbereitet, dass ich ab Tag 1 voll durchstarten konnte.
Das finde ich auch gut so!
Ich habe für mich eine Gesetzmäßigkeit erkannt, wie bei mir der Prozess einer Einarbeitung abläuft.
Phase 1: Man kommt sich total bescheuert vor und checkt gar nichts
Phase 2: Man erlangt das „gefährliche Halbwissen“ und traut sich selbstständig an größere Projekte ran. Diese Phase endet mit einem Supergau, weil man eines dieser Projekte volle Kanne gegen die Wand fährt. Damit gelangt man zur
Phase 3: Man arbeitet zwar größtenteils selbstständig, hört jedoch mehr auf seine inneren Zweifel und fragt hier und da sicherheitshalber mal nach…
Ich bin jetzt in Phase 2…Oh ha, das kann ja heiter werden.
Aber es gehört nun mal dazu, dass man Fehler macht. Nur so sammelt man Erfahrung und kann sich verbessern.
Wichtig ist das man ihnen offen gegenüber steht und sie als Teil des Lernprozesses ansieht.
Ich habe jedenfalls mittlerweile das Gefühl einen echten Beitrag zu leisten und das motiviert mich unheimlich. Jetzt, wo die Grundlagen stehen, nehme ich mir Zeit für kurze Gespräch an der Kaffeemaschine. Es ist natürlich wichtig seine Arbeit gewissenhaft, zügig und ordentlich zu erledigen aber es ist genauso wichtig Teil eines Teams zu sein und dazu gehört auch der Austausch miteinander.
Frauen vergessen das manchmal.
Der Kollege ist übrigens aus seinem Urlaub zurückgekehrt. Er sieht erholt aus. Offensichtlich ahnt er noch nicht, dass ich in Phase 2 stecke und er den herannahenden Supergau womöglich mitausbaden darf))😛
Es bleibt spannend…